Klassische Homöopathie

Ähnliches mit Ähnlichem heilen ...

Portrait Samuel HahnemannDie Homöopathie ist ein Heilverfahren, das von dem Meißener Arzt Samuel Hahnemann (1755-1843) entdeckt und in den letzten zwei Jahrhunderten verbessert und weiterentwickelt wurde. Hahnemann formulierte 1810 das von ihm beobachtete Heilgesetz:

"Similia similibus curentur!"
"Ähnliches werde mit Ähnlichem geheilt."

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Wie kam Hahnemann auf das Ähnlichkeitsgesetz?

Samuel Hahnemann war bei der Übersetzung eines Buches auf die Behauptung gestoßen, dass die Chinarinde Wechselfieber heilen könne, weil sie den Magen stärke. Das konnte er nicht so stehen lassen.

Er unternahm einen Selbstversuch und schluckte ein Stück Chinarinde. Danach entwickelte er, obwohl ganz gesund, Symptome des Wechselfiebers. Also: Nicht in der magenstärkenden Wirkung liegt die heilende Wirkung auf das Wechselfieber, sondern in der Kraft der Chinarinde, ähnliche Symptome zu erzeugen!

Diese Erkenntnis darf man getrost als die Geburtsstunde der Homöopathie bezeichnen.

Hahnemanns besondere Leistung bestand nun darin, seinen genialen Gedanken mit ungeheuer viel Fleiß und Ausdauer umzusetzen.

"Wähle, um sanft, schnell, gewiss und dauerhaft zu heilen, in jedem Krankheitsfalle eine Arznei, welche ein ähnliches Leiden für sich erregen kann, als sie heilen soll." So formulierte er in seinem Hauptwerk "Organon der Heilkunst" das Ähnlichkeitsgesetz.

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Welches ähnliche Leiden, welche Symptome erzeugt denn nun eine bestimmte Arznei?

Dazu brauchen wir Versuche. Arzneimittelprüfungen an gesunden Personen, die die Arzneien einnehmen, die Wirkungen an sich beobachten und sie genau aufschreiben.

Einen solchen Versuch hat übrigens wahrscheinlich jeder von uns schon mal gemacht! Denken Sie an's letzte Zwiebelschälen: Die Augen tränen und brennen und die Nase läuft. Wenn Sie dieses Experiment fortgesetzt hätten, stünde uns das Vollbild einer schweren Erkältung oder eines Heuschnupfens vor Augen. In der Tat ist Allium cepa, die Küchenzwiebel, eine Arznei für bestimmte Formen des Heuschnupfens und anderer Atemwegserkrankungen.

Oder zu viel Kaffee: Wer kennt es nicht, wie er wach liegt, die Gedanken davonhüpfen, Herzklopfen, Schweiß, etc. Daraus folgt: Kaffee kann für eine bestimmte Form der Schlaflosigkeit das Heilmittel sein – aber nur für eine bestimmte Form der Schlaflosigkeit!

Es ist durchaus einen Versuch wert, z.B. vor einem Urlaub – falls sich durch freudige Erregtheit Schlaflosigkeit einstellt – den Finger in etwas Pulverkaffee zu stecken und abzulutschen. Oftmals kann man durch diesen Trick besser schlafen.

So einfach funktioniert also Homöopathie? Man nimmt ein Mittel, das ähnliche Symptome erzeugen kann, wie die, die ich habe, und schon bin ich gesund? Im Prinzip schon, aber auch hier haben die Götter vor den Erfolg den Schweiß gesetzt!

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Wie funktioniert eine homöopathische Behandlung?

Ganz einfach: In einem Erstgespräch erfasst der Homöopath das individuelle Krankheitsbild des Patienten. Denn jeder Mensch erlebt und erleidet seine Krankheit anders. Und genau darauf kommt es an: Ein genau passendes Mittel für den jeweiligen Menschen zu finden. Das heißt, nicht den Menschen an die Arznei anzupassen (meist verbunden mit erheblichen Nebenwirkungen), sondern die Arznei an den Menschen.

Das Gespräch dauert meist mehr als eine Stunde. Es versucht all das zu erfassen und zu verstehen, was uns ausmacht mit unserer Erkrankung, wie wir sie erleben.

All das dient dazu, die eigenen Reaktionsmuster herauszufinden und mit einem der vielen homöopathischen Mittel zu vergleichen. Je tiefer und umfassender die Ähnlichkeit ist, desto tiefer und umfassender der Heilungsprozess, der damit angestoßen wird.

Wir haben es hier also – noch einmal zusammengefasst – mit einem Dreiklang zu tun zwischen:

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Ähnlichkeitsgesetz – Arzneiversuch am Gesunden – Individuelles Krankheitsbild

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Somit kann die Homöopathie für sich in Anspruch nehmen, die erste experimentell gestützte arzneiliche Therapie überhaupt zu sein! Was hat es jetzt mit den so genannten Potenzen, den hohen Verdünnungen der Arzneien auf sich?

Hahnemann arbeitete anfangs mit unverdünnten Arzneien. Um aber die Giftwirkung mancher Mittel wie Tollkirsche o.ä. zu mildern, fing er an, sie zu verdünnen. Und siehe da: Sie wirkten sogar noch besser! Die hohen Verdünnungen, deren Wirkungen sich die moderne Wissenschaft bis heute nicht erklären kann, ist reines Erfahrungswissen und nicht Ergebnis esoterischer Spekulation. Diese hohen Potenzen wirken auch bei Kleinkindern, Bewusstlosen oder Tieren. Man muss also nicht daran glauben, damit es wirkt.

Die Homöopathie ist eine seit 200 Jahren bestehende Therapieform, die schon immer einen ganzheitlichen Ansatz verfolgt hat. Sie entwickelt sich weiter und ist mittlerweile auf der ganzen Welt verbreitet. Vor allem bei chronischen Beschwerden bietet sie die Möglichkeit nachhaltiger Besserung oder Heilung an.

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